Nach 35 Minuten war alles vorbei. Auf seinem „Let Loose“-Event hat Apple im Schnelldurchlauf neue iPads vorgestellt.
Dafür hätten auch zwei, drei Pressemitteilungen gereicht. Aber nachdem Apple den iPad-Jahrgang 2023 komplett übersprungen hat und seit Herbst 2022 keine neuen Tablets mehr erschienen sind, sollte ein etwas größerer Rahmen her. Zu sehen war dabei die seit Corona gewohnte und mittlerweile sehr „routiniert“ wirkende Videoshow. Wir analysieren die Präsentation im iTopnews-Kommentar.
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zu allen neuen iPad Pro hier entlang
(Auslieferung ab 15. Mai)
Vorbemerkung 1: Ich bin iPad-Poweruser
Fürs Lesen von Zeitungs-Apps, für Videostreams, für Fotos, fürs Surfen und Mailen, für die Smart-Home-Steuerung oder für Apple Music gibt es für mich kein besseres Gerät als ein iPad. Wahrscheinlich könnte ich eher aufs iPhone als aufs iPad verzichten. Dafür reicht mir aber ein iPad Air von 2022. Und ein iPad 10 mit A14-Chip und 256 GB für 580 Euro würde garantiert auch genügen.
Vorbemerkung 2: Beim Arbeiten lieber Mac als iPad
So sehr ich das iPad zum Konsumieren liebe – zum Produzieren kann ich nichts damit anfangen. Mein Workflow als Journalist mit Schreiben, Texte exportieren, Bilder laden, Bilder bearbeiten, Bilder auf dem Desktop speichern, Bilder zippen, Bilder mit WeTransfer verschicken und dann alles an den Kunden mailen, funktioniert mit iPadOS beim besten Willen nicht. Am Mac klappt das schnell und perfekt (bis auf die lästigen Bugs in macOS), am iPad gar nicht oder höchstens mit einem Dutzend Workarounds. Als ich letztens einen halben Tag auf mein MacBook Pro mit M1 (reicht völlig) verzichten musste, war ich der Verzweiflung nahe. Das iPhone-Derivat iPadOS taugt – zumindest für mich – nicht zum professionellen Arbeiten. Für Grafiker, die mit dem Pencil am iPad zeichnen, mag das anders sein. Die Beschränkungen von iPadOS bei Dateisystem und Multitasking betreffen sie aber auch.
Die neue iPad-Hardware ist beeindruckend
Natürlich sind das aufgemöbelte iPad Air mit M2 und das iPad Pro mit dem neuen M4 exzellente Tablets mit Leistung ohne Ende. Beim Air: Im Vergleich zum M1-Vorgänger laut Apple 50 Prozent schnellere Hardware inklusive (endlich) Landscape-Kamera, verdoppelte 128 GB Speicher in der Basisausstattung, zum ersten Mal die Giga-Version mit 13 Zoll. Das Pro als erstes Apple-Gerät sogar mit M4 – die Benchmarks werden durch die Decke gehen. Angeblich ist das neue Profi-Tablet so schnell wie die stärksten PC-Chips, aber mit einem Viertel des Stromverbrauchs. Dazu ein neues Design als dünnstes Apple-Gadget aller Zeiten, ein neues OLED-Display mit dem komplizierten Namen „Ultra Retina XDR“, noch bessere Kameras – alles tipptopp. Da lässt sich Apple nichts vormachen und nichts nachsagen.
Aber wofür? Und für wen?
Trotzdem bleibt der Sinn der Übung unklar. Beim iPad Pro spricht Apple von Illustratoren, 3D-Designern, Musikern und Filmemachern als Zielgruppe. Aber die sind mit einem MacBook Pro wesentlich besser bedient. Auf dem macOS-Laptop müssen sie sich nicht beim Nutzen der neuen Versionen von Final Cut Pro und Logic Pro mit den Limitierungen von iPadOS herumschlagen. Beim Air ist dagegen die Frage, wo für ganz normale iPad-Anwender bei Netflix, Foto, E-Mail & Co. der praktische Vorteil gegenüber dem iPad 10 liegt. Preisvergleich mit 256 GB Speicher: iPad 599 Euro, Air 829 Euro. Das macht 230 Euro Unterschied – und beim 2022 gestarteten iPad geht es im Online-Handel sogar noch etwas günstiger.
Preise iPad Pro vs. MacBook Air/Pro
Das neue M4-iPad Pro startet mit 11 Zoll bei 1.199 Euro, mit 13 Zoll bei 1.549 Euro. Für so viel Geld gibt es sehr hübsche und schnelle Varianten des MacBook Air, an dem Tastatur und Mouse/Trackpad schon dran sind, im Gegensatz zum iPad Pro. Mal nachgerechnet: Ein sinnvoll ausgestattetes iPad Pro in 13 Zoll mit 1 TB Speicher, dem neuen Apple Pencil Pro und dem neuen Magic Keyboard kostet 2.827 Euro. Mit 5G und Nanotexturglas sind es 3.207 Euro. Zum Vergleich: Fürs 14-Zoll-MacBook Pro mit M3-Chip, 1 TB Speicher und 24 GB RAM verlangt Apple 2.689 Euro. Und damit können Profis dank macOS alles erledigen, was sie für ihren Job brauchen. Ein wenig erinnert ein M4-iPad Pro mit iPadOS an einen Ferrari mit Dieselmotor.
Fazit
Apple-Experte Mark Gurman von Bloomberg hat schon im Vorfeld deutliche Kritik an Apples Tablet-Strategie geübt: „Wenn es darum geht, das iPad in einen Computerersatz zu verwandeln, hat Apple seinen Weg verloren. Dem Gerät fehlen immer noch die Multitasking-Fähigkeiten eines Laptops, und es hat weniger Vorteile als normale Smartphones.“ Dabei ist es auch beim Dienstags-Event geblieben. Apple bremst seine iPads weiterhin künstlich mit iPadOS aus (oder verkrüppelt sie), um die Mac-Verkäufe zu schützen. Im Interesse der Kundschaft ist das nicht.
Eine Idee zum Schluss
Die famose Hardware des neuen iPad Air und vor allem des neuen iPad Pro hat es verdient, nach dem Motto „Let Loose“ endlich völlig losgelöst von iPadOS zu laufen. iTopnews-Vorschlag für iPadOS 18: iPad und iPad mini bleiben als Consumer-Produkte komplett bei iPadOS. Air und Pro lassen sich dagegen ab Herbst per Klick wahlweise auf macOS umschalten, um sinnvolles Arbeiten zu ermöglichen. Dann gäbe es auch endlich eine echte Differenzierung zwischen iPad und iPad Air. iPadOS zum Konsumieren, macOS zum Produzieren – es wäre genial. Dann bin ich der erste, der die neuen Tablets kauft. Wenn nicht, reichen weiterhin iPad 10 oder das 2022er Air.
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(Auslieferung ab 15. Mai)
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