Wer hier seit 12 Jahren mitliest, weiß: Ausführliche Interviews mit Tim Cook sind selten.
Der Apple CEO geht lieber (erfolgreich) seiner Arbeit nach, als an jeder Ecke zu plaudern. Umso bemerkenswerter ist der Coup, der dem Autor Zach Baron jetzt für das Magazin GQ gelang. Der Autor führte ein intensives XXL-Interview mit dem Top-Manager. Dabei gibt Cook ausführliche Einblicke „über seine Vision für die Zukunft von Apple. Ab sofort ist der Report auf Webseite des GQ-Magazins nachzulesen.
Cook schaut sich seine Bildschirmzeit genau an
Eines der spannenden Bekenntnisse: Der Apple-CEO ist kein iPhone-Junkie, der das Smartphone 24/7 nicht aus der Hand legen kann: „Wir versuchen Tools zu entwickeln, die Leuten helfen, ihr Telefon aus der Hand zu legen. Denn meine Philosophie ist es, dass wir etwas falsch machen, wenn wir länger auf unser Handy als in die Augen einer anderen Person schauen. Deshalb gibt es Features wie die Bildschirmzeit. Ich sehe mir meinen Bericht jedenfalls sehr genau an.“
Trotz kritischer Stimmen und einem schwachen Markt wie Headsets glaubt Cook an die Kraft neuer Produkte: „Bei fast allem, was wir je gemacht haben, gab es jede Menge Skeptiker. Wer Innovation wagt, wird immer auch auf Skepsis stoßen.“ Seine Vorgehensweise beschreibt er so: „Können wir einen bedeutenden Beitrag leisten, etwas, das andere nicht machen? Können wir die primäre Technologie besitzen? Ich habe kein Interesse daran, Teile für andere zusammenzubauen. Wir wollen die Kontrolle über die primäre Technologie haben, weil wir wissen, dass man so Innovationen schafft.“
Und wie sieht die Zukunftsvision von Apple aus?
Cook erklärt: „Denken Sie an die Technologie selbst mit erweiterter Realität, an nur einen Aspekt eines AR-/VR-Geräts. Die Idee, dass man die physische Welt mit Dingen aus der digitalen Welt kombinieren kann, könnte die Kommunikation und die Beziehung zwischen Menschen massiv verbessern. Es könnte uns dazu befähigen, Dinge zu erreichen, die wir sonst nicht erreichen können. Vielleicht könnten wir viel einfacher kollaborieren, wenn wir beim Brainstormen spontan etwas Digitales hervorzaubern können, das wir beide sehen können, um dann damit weiterzuarbeiten und kreativ zu werden.“
In einer seiner zentralen Aussagen überrascht er mit diesem Statement:
„Die Idee ist, dass es eine Umgebung gibt, die vielleicht besser ist als die reale Welt. Mit der virtuellen Welt als Overlay könnten wir die Welt noch mehr optimieren. Wir könnten kreativer sein, wenn es etwas gäbe, das uns bei den Dingen helfen würde, die wir tagtäglich machen, bei denen wir aber nie darüber nachdenken, ob wir sie auch anders machen könnten.“
Großes Vorbild: Steve Jobs
Demut gehöre aber auch dazu – und ein großes Vorbild: „Zeigt einem etwas Neues, dass man unrecht hatte, sollte man das zugeben.“ Dies habe ihn Steve Jobs gelehrt. . Das habe er von Steve Jobs gelernt. Dann müsse man in die Zukunft schauen und frühere Überzeugungen aufgeben. Zum Beispiel auch jene aus 2015, als Cook über VR-AR-Headsets noch sagte: „Wir waren immer der Überzeugung, solche Geräte würden sich als Flops erweisen – und das taten sie dann auch.“ Die Vision ist, zur richtigen Zeit umzudenken: Die Apple-Brille dürfte 2023 kommen, wenn nicht zur WWDC ab 5. Juni, dann im Herbst oder Winter…
Headfoto: Apple / Cover: GQ