Apple geht bei seinem „Wunderbrillen“-Projekt offenbar intern in die Offensive.
Das lange in der Gerüchteküche gehandelte Mixed-Reality-Headset ist den „100 wichtigsten Apple-Führungskräften“ in der letzten Woche ganz geheim bei einem Event im Steve Jobs Theater vorgeführt worden. Im Power-on-Newsletter schreibt Mark Gurman, die „bedeutsame Versammlung“ sei ein „wichtiger Meilenstein“ für das Headset gewesen.
Im Juni soll die Brille mit dem neuen Betriebssystem realityOS auf der WWDC erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Demo für hochrangige Führungskräfte sei die erste Gelegenheit gewesen, intern „die nächste große Plattform“ vorzustellen.
Ausgewählte Apple-Bosse hätten seit 2018 zwar einen Blick auf das Headset werfen können, aber dies sei die erste reale Demo gewesen. Gurman zitiert Anwesende, das Event sei „ausgefeilt, glitzernd und aufregend“ gewesen.
„3000 US-Dollar, keine Killer-App“
Doch die ganz große Begeisterung soll nicht aufgekommen sein. Skepsis herrscht wohl bei den Angestelltenn vor. Das hat laut Gurman viele Gründe: Mit 3000 US-Dollar, umgerechnet 2782 Euro, sei der Preis für das erste Modell extrem hoch. Zweitens habe Apple auf dem Event „keine Killer-App für das Headset“ zeigen können.
„Externe Batterie, unangenehmes Design“
Noch seltsamer: Das Headset hat offenbar keinen integrierten Akku, es benötigt eine externe Batterie. Diese müsse „alle paar Stunden“ ausgetauscht werden. Das Design wurde wohl nach der Demo mehrheitlich „als unangenehm“ bewertet. Auch die Medieninhalte seien „begrenzt“. Zuletzt hieß es, die Brille benötige kein iPhone, Text-Eingabe erfolge durch Wischen in der Luft.
Apples Führungsriege habe wohl klar gemacht, heißt es in dem Bericht weiter, dass es nicht realistisch sei, dass das Headset „sofort ein Erfolgsprodukt“ werde. Es könne womöglich „eine ähnliche Entwicklung wie die Apple Watch“ nehmen.
„Wie ein Blindgänger“
Gerade das Design könnte im Markt auf Unverständnis stoßen: Die erste Version sehe „wie ein Blindgänger“ aus, schreibt Gurman. Es sei aber „wahrscheinlich, dass Apple innerhalb weniger Monate zum Marktführer im Bereich der gemischten Realität“ werde. Offenbar hofft Apples Führungsriege, dass Kundinnen und Kunden in einigen Jahren mehr Interesse an dem Headset haben, wenn die Zahl der Funktionen steigt und der Preis niedriger wird.
Diese Specs soll die Wunderbrille haben
Eine Liste mit 20 Specs war bereits im Januar aufgetaucht.
- Blickfeld von 120 Grad (Meta Quest Pro oder die Valve Index nur 106 Grad)
- Brillenträger können das Headset ohne Brille verwenden
- Mit einer Art Digital Crown schaltet Ihr zwischen der virtuellen und der echten Welt hin und her
- Kein haptisches Feedback bei der Brillen-„Crown“
- H2-Prozessor für Audio – wie bei den AirPods Pro
- Akku (2 Stunden Laufzeit) wird am Gürtel getragen
- Zwei Prozessoren: Hauptprozessor und spezieller Bildprozessor
- Chips in 5-nm-Bauweise gefertigt
- sie basieren auf TSMCs neue 3-nm-Fertigungstechnologie
- Der Bildprozessor wertet die Bilddaten der externen Kameras aus
- Kleine Motoren zur Veränderung der Linsen-Positionen sind integriert
- Großes Display auf der Außenseite – dort wird offenbar der Gesichtsausdruck des Trägers dargestellt
- Er ist vergleichbar mit einem OLED-Display im Always-On-Modus
- Die internen Bildschirme für die Augen lösen mit 4K auf
- OLED-Technik kommt von Sony
- Spiele stehen nicht im Fokus der Brille, eher Videokonferenzen und Bildungsmarkt
- iOS-Programme können direkt auf der Brille ausgeführt werden
- Brille lässt sich mit dem Mac verbinden, um passende Software zu entwickeln
- Speaker im Halteband
- Damit Außenstehende nicht den abgespielten Ton hören, kann das Headset mit AirPods genutzt werden