Gut, spannend und extrem teuer – das ist das Fazit zur großen Apple-Show „Far out“ (Deutsch: „Weiter voraus“) gestern Abend in Cupertino.
Vor allem die komplett neue Extremsport-Uhr Watch Ultra und die deutlich überarbeiteten iPhone 14 Pro und 14 Pro Max dürften Apple-Fans begeistern und zum Geldausgeben bewegen. Allerdings wird es auch durch Inflation und schlechten Euro-Kurs teuer. Richtig teuer! So kostet die Watch Ultra spektakuläre 999 Euro – eine völlig neue Preisklasse für Apple-Uhren, die bisher eher bei der Hälfte davon lagen. Und das iPhone 14 Pro Max reißt in Top-Ausstattung erstmals die 2.000-Euro-Marke. Wir verraten im iTopnews-Kommentar, was uns beeindruckt hat, und was weniger.
– Watch Series 8: Sogar zwei Temperatursensoren, über die seit Langem spekuliert worden war, sind an Bord. Sie sollen nicht nur bei Fieber Alarm schlagen, sondern vor allem auch den Zyklus und den Eisprung von Frauen analysieren. Wichtig für die Familienplanung! Neu ist auch eine Unfallerkennung, die nach einem Auto-Crash automatisch Hilfe holt – wenn der Beschleunigungsmesser erkennt, dass kritische Werte überschritten wurden.
Insgesamt bietet die Watch 8 aber kaum spektakulär Neues. Und sie steht jetzt im übergroßen Schatten der Watch Ultra, als nur mehr zweitbeste Apple-Uhr. Um so ärgerlicher, dass der Preis – ab 499 Euro – gegenüber der Watch 7 gleich um 70 Euro nach oben geschnellt ist. Da bleibt die kaum schlechtere neue zweite Generation der Einstiegs-Watch SE ab 299 Euro die vernünftigere Wahl.
– Watch Ultra: Mit der neuen Extremsport-Version seiner Uhr bringt Apple vieles, was man sich auch für die normale Watch wünschen würde – allen voran den „Action Button“ auf der linken Seite, mit dem sich Apps und Funktionen endlich schneller aufrufen lassen. Und bis zu 36 Stunden Akku wären auch für die normale Watch, die oft nur mit Mühe den ganzen Tag durchhält, ein Wort. Genau wie die maximale Helligkeit von spektakulären 2.000 Nits.
Mit dem bisher genauesten Watch-GPS, mit zwei Lautsprechern und den neuen Funktionen für Taucher ist die Ultra-Uhr mit Titan-Gehäuse technisch ein Riesensprung nach vorne. Sie will sogar verhindern, dass sich Bergwanderer verlaufen – und zeigt den Rückweg an. Und in Notlagen plärrt sie mit bis zu 86 Dezibel um Hilfe. Andererseits: Wie viele Nutzer wirklich einen 49-Millimeter-Brocken am Handgelenk wollen und dafür auch noch 1.000 Euro zahlen, bleibt abzuwarten. Immerhin: Die 45-Millimeter-Bänder passen auch an die Ultra.
– AirPods Pro 2: Nach drei Jahren bringt der Nachfolger der ersten AirPods Pro Verfeinerungen – aber keine Musik-Revolution. Neu sind die laut Apple doppelt so effektive Geräuschunterdrückung und der verbesserte 3D-Sound „Spatial Audio“, der sich jetzt auf die persönlichen Hörgewohnheiten und die Ohren des Nutzers einstellen lässt. Die Bedienung, zum Beispiel Laut und Leise, wird durch Touchen an den AirPods einfacher.
Drahtlosen Lossless Sound in CD-Qualität unterstützen die AirPods Pro 2 aber immer noch nicht, darauf hatte man gehofft. Nette, aber nicht weltbewegende Neuheit: Die Ladebox lässt sich jetzt per „Wo ist?“-App finden und piepst, wenn sie angefunkt wird. Nachdem es die AirPods Pro 1 aktuell schon für rund 200 Euro gibt, sind 299 Euro für die Nachfolger arg heftig. Wer rechnet, gibt eher die aktuell nur noch rund 175 Euro für die AirPods 3 aus.
– iPhone 14: Wie erwartet, gibt es die Standard-Ausgabe des neuen iPhones jetzt in 6,1 und 6,7 Zoll. Das bei Preis und Format angenehm kleine mini entfällt. Vor allem das größere 14 Plus dürfte viele Fans finden – auch dank der spürbar verbesserten Kameras, die es für beide Größen gibt. Apple verspricht eine Verdoppelung der Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen, mit weniger Bildrauschen. Spektakulärste Neuheit: In Notfällen, in denen es keinen Handyempfang gibt, können Nutzer per Satellit Hilfe rufen – zum Beispiel in den Bergen oder in abgelegenen Gegenden. Bisher mussten dafür eigene und teure Geräte wie der Garmin InReach für 400 Euro mitgenommen werden.
Apples Sat-Service ist die ersten zwei Jahre nach dem Kauf kostenlos und startet im November – zunächst aber nur in den USA und Kanada. Doch die Preise schmerzen schon beim Standard-14er. Mit 6,1 Zoll geht es ab 999 Euro los, und mit 6,7 Zoll ab 1.149 Euro. 2021 gab es noch das 13 mini ab 799 Euro. Die Experten von Idealo hatten im Vorfeld fürs 14er eigentlich 899 Euro und 999 Euro erwartet. So kann man sich täuschen! Die Apple-Inflation wird heute sicher mehr diskutiert als die technischen Neuheiten.
– iPhone 14 Pro: Nur die neuen Pro-iPhones bekommen den frischen und schnelleren A16-Chip. Momentan wirkt sich das noch kaum auf die Leistung aus. In vier, fünf Jahren, wenn neue iOS-Versionen und neue Apps mehr Performance erfordern, sind Pro-Besitzer damit aber sicherlich besser aufgestellt. Für die geschrumpfte Notch hat sich Apple einen hübschen Trick ausgedacht. Sie wird als Multifunktions-Anzeige getarnt, die sich je nach Bedarf vergrößert und verkleinert. Die neuen Kameras legen vor allem in Sachen Lichtstärke deutlich zu. Nachtfotos könnten dadurch endlich das Niveau hochwertiger „echter“ Digitalkameras erreichen.
Apropos hochwertig: Die deutschen Preise für 14 Pro und Pro Max sind für Apple-Fans die schmerzhafteste Nachricht des Monats (oder Jahres). Das 14 Pro startet bei 1.299 Euro – und kommt dabei immer noch mit kargen 128 GB Speicher. Beim Pro Max geht es erst bei 1.449 Euro los, ebenfalls mit nur 128 GB. Zum Vergleich: 13 Pro und Pro Max gingen vor einem Jahr noch ab 1.149 Euro bzw. 1.249 Euro über die Theke. 150 bis 200 Euro mehr, und mit dem 1-TB-Pro Max das erste iPhone, das mit 2.099 Euro die 2.000-Euro Grenze reißt – vor allem die Top-iPhones werden zum fast unerschwinglichen Luxus.
Da zuckt der Finger, um das iPhone 12 oder das iPhone 13 mini (beide ab 799 Euro weiter im Programm) zu bestellen. Wobei: Selbst das zwei Jahre alte iPhone 12 in Full-Size 6,1 Zoll kommt für die 799 Euro nur mit 64 (!) GB Speicher. Wir haben echt geschaut, ob das vielleicht ein Druckfehler ist. Ist es aber nicht. Ach Apple, wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?
Wie gefallen Euch die Apple-Neuheiten? Seid Ihr bereit, so Ultra-viel Kohle auf den Tisch des Hauses zu legen? Wir sind Ultra-gespannt auf Eure Kommentare!