Amazon polarisiert (leider) mit seiner neuen Herr-der-Ringe-Serie.
Bei Online-Trollen, die jetzt auf allen nur denkbaren Plattformen gegen die Serie pöbeln, ist allerdings unklar, ob sie die ersten beiden Folgen von „The Rings of Power“ überhaupt eingeschaltet haben. Denn sie pesten nicht gegen den Tolkien-Ableger an sich – sondern gegen die Tatsache, dass Amazon die Serie divers und ethnisch gemischt besetzt hat.
Weltbild zerstört – oh nein!
Es passt nicht in ihr Weltbild, dass jetzt Elfen, Zwerge oder Harfüße mit verschiedenen Hautfarben durch Mittelerde pirschen. Sie wünschen sich eine blütenweiße Tolkien-Welt.
Darauf hat Amazon jetzt reagiert – mit einer dreitägigen Wartefrist für Online-Kritiken zu den „Ringen der Macht“ auf seinen Plattformen. Wer ein Review schreibt, muss bis zur Veröffentlichung in aller Regel diese 72-Stunden-Frist abwarten.
In den drei Tagen prüft Amazon, ob die Kritik mutmaßlich von einem echten Menschen stammt, der die Serie gesehen hat – oder von einem Troll oder einem maschinellen Bot.
Nur Extreme in den Kritiken
Notwendig scheint die Maßnahme allemal zu sein. Denn für die milliardenteure Serie gibt es vor allem zwei Arten von Kritiken – extrem positive oder extrem negative. Auf der Filmdatenbank IMDb, die zum Amazon-Konzern gehört, steht „Rings of Power“ am Dienstagmorgen bei 6,8 von 10 Punkten.
Dabei entfallen 32,4 Prozent der Noten auf die maximalen 10 Punkte, und 24,3 Prozent auf nur einen (vernichtenden) Punkt. Das macht knapp 57 Prozent für die beiden Extremwertungen. Mit einem realistischen Blick auf die von professionellen Kritikern überwiegend gut bewertete Serie hat das wenig zu tun. Bei Rotten Tomatoes vergeben Profi-Kritiker starke 84 Prozent – und das Publikum auffällig niedrigere 39 Prozent. Auch hier dürfte Review-Bombing im Spiel sein.