Wer Videospiele spielt, stand schon immer vor der Auswahl verschiedener Plattformen.
Dabei konkurrieren Konsolen mit PCs und Betriebssysteme miteinander. Nur Apple war dabei nie wirklich eine Konkurrenz zu Gaming-Größen wie Microsoft und Sony. Trotz der leistungsstarken Hardware konnten sich die Computer des Herstellers nie so wirklich in der Gaming-Welt etablieren. Weshalb war Apple so lange außen vor und hat sich inzwischen etwas an dem Gaming-Status von MacBooks und Co. geändert?
Macs als letzte Wahl fürs Gaming?
Videospiel-Enthusiasten haben, zumindest wenn es um dieses Hobby ging, lange Zeit die Finger von MacBooks und Co. gelassen. Was sind die Gründe?
Geringe Auswahl kompatibler Spiele
Lange gab es vor allem einen Grund: Die größte Auswahl der Videospiel-Software war ganz einfach nicht für das macOS geschrieben und daher schlechtweg nicht mit dem Betriebssystem kompatibel. Wer diesen Fakt als Mac-Besitzer umgehen wollte, musste virtuell das Windows-Betriebssystem aufspielen und darüber zocken. Das war allerdings selten stabil, lief langsam und forderte dem Computer viel ab.
Auch wenn es auf Spiele-Plattformen wie Steam den Filter gibt, sich nur Apple-fähige Spiele anzeigen zu lassen, ist das für viele Gamer wenig hilfreich. Wer leidenschaftlich gerne spielt, will nicht für jede neue Veröffentlichung überprüfen müssen, ob das Spiel mit dem Heimcomputer spielbar wäre, und viele gute Games verpassen.
Apples Fokus auf Casual Gaming
Wenn wir an den typischen Gamer denken, der mit Neonbeleuchtung, Gaming-Stuhl, Headset und mehreren Monitoren vor kompetitiven Shootern sitzt, die es notwendig machen, die besten Bildraten und schnellsten Reaktionen zu ermöglichen, stellen wir uns dabei also nicht unbedingt einen iMac vor. Dabei würde sich ein guter Gaming-Stuhl (Backforce One Test) und sonstige Ausrüstung auch für die Apple-Nutzung gut machen.
Das liegt vor allem daran, dass Apple sich statt dem ‚regulären‘ Zocken lieber auf die sogenannten Casual Games konzentriert. Das sind diejenigen Handyspiele, die wir im iPhone-App-Store finden. Der Markt für Mobile Games wächst ständig, und Apple verdient durch diesen Fokus bereits Milliarden. Wer sich den Apple-Store ansieht und nach Gaming-Accessoires sucht, findet dort deshalb Gadgets wie Controller, die sich mit Kabel an den Ladeslot des iPhones anschließen lassen, oder das quergelegte Handy rechts und links wie eine Hülle umfassen.
Dazu gibt es Angebote wie das Apple-Arcade-Abo, mit dem man durch das Zahlen von monatlichen Beiträgen Zugriff auf ganze Spielesammlungen hat. Zudem können wir inzwischen die Spielstände von iPhone-Games auch auf unser iPad oder MacBook übertragen.
Auch wenn die Triple-A-Games teurer sind und pro Verkauf mehr Geld einholen, macht Apple das mit den deutlich größeren Zahlen an Menschen wieder wett, die Handyspiele statt Blockbuster-Spielen nutzen.
Unbeliebtes Gatekeeping
Apple ist der eiserne Torwächter des App Stores. Wie kaum ein anderer App-Store kontrolliert der Apple-Store die Inhalte von Apps, gibt harte Bedingungen vor, an die sich gehalten werden muss, und das Unternehmen streicht die Apps aus dem Angebot, die nicht zu seinen Vorgaben passen. Entwickler anderer Unternehmen, darunter auch Microsoft, beklagen diese Monopol-Haltung schon lange.
Zuletzt war der App Store von Apple deshalb wegen Social-Media-Plattformen wie Tumblr oder OnlyFans in Kritik. Aufgrund ihrer Haltung unerwünschte Inhalte ‚zu bereinigen‘ wurden die iOS Versionen der Apps zensiert. Dazu gehören viele Begriffe, die Apple als sensibel einstuft, beispielsweise „Sucht“, „Sexismus“ oder „Depression“.
Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen und nicht aus dem App-Store zu fliegen, wurden dabei auch viele sinnfreie Begriffe entfernt. Wenn man den Begriff „girl“ als Tag für einen Beitrag genutzt hat, wurde dieser anderen Usern nicht mehr angezeigt, vermutlich in der Hoffnung, damit Porno-Beiträge auszusortieren.
Dieser strenge App-Review-Prozess macht es anderen Entwicklern schwer, sich in dem Apple-App-Store zu etablieren, weshalb die Kluft zwischen Apple und anderen Plattformen wächst.
Bastel-Verbot
Nicht zuletzt haben MacBooks und andere Apple-Produkte den Nachteil, dass sie meist abgeschlossene Systeme bilden, die durch Laien nicht so einfach repariert oder verändert werden können. Stattdessen können Gamer mit einem Tower-PC jederzeit eine neue Grafikkarte einbauen und das Gerät immer wieder auf den neusten Stand bringen, ohne sich gleich einen neuen Computer anschaffen zu müssen.
Fazit – Änderung in Sicht?
Eigentlich sind MacBooks doch für viele für das Gaming wichtige Eigenschaften bekannt. Sie gelten als Hochleistungsmaschinen, die deshalb bevorzugt für leistungsintensive Tätigkeiten wie den Videoschnitt genutzt werden. Auch die Bildschirmauflösung der Notebooks ist schon lange Spitzenreiter. Aber das wenig kompatible OS und die oft unveränderbare Hardware sind zu lange große Nachteile gewesen.
Aber es gibt dennoch ein Licht am Ende des Tunnels für Mac-Besitzer und Gaming-Enthusiasten. Ein Videospiel-Streaming-Dienst von Apple, wie Google Stadia, würde es unabhängig von dem Betriebssystem des Computers möglich machen, durch das Streamen des Spiels, aber Kontrolle über den PC, auf jegliche Spielveröffentlichungen zuzugreifen. Damit könnte Apple sein Gaming-Angebot mit dem bereits erfolgreichen Abo-System für Casual Games durch eine zusätzliche Einnahmequelle erweitern.