Vier große Neuheiten-Shows hat Apple dieses Jahr veranstaltet. Und das vierte Event, das „One more thing“ von gestern Abend mit den ersten ARM-Macs, war mit Abstand die interessanteste und spektakulärste Präsentation.
Während Watch Series 6, iPad 8, iPad Air 4 und iPhone 12 – bei aller Qualität der Neuheiten – keine dramatischen Neuerungen bieten, hat Apple bei der Videoshow am Dienstagabend gezeigt, dass es doch noch zu echten, aufregenden Innovationen in der Lage ist. Unter dem Motto „ARM, aber sexy“ veranstalteten Tim Cook und seine Kollegen eine Zahlenschlacht der Superlative.
- MacBook Air (8 GB RAM, 256 GB SSD): 1100,50 Euro
- MacBook Air (8 GB RAM, 512 GB SSD): 1363,70 Euro
- MacBook Pro (8 GB RAM, 256 GB SSD): 1412,45 Euro
- MacBook Pro (8 GB RAM, 512 GB SSD): 1636,65 Euro
- Mac mini (8 GB RAM, 256 GB SSD): 778,85 Euro
- Mac mini (8 GB RAM, 512 GB SSD): 1003,05 Euro
2x schneller als bisher, 3x schneller, 6x schneller, 10x schneller, 15x schneller – es schwirrte einem der Kopf beim Zuhören, was der neue M1-Chip alles zu leisten imstande ist. Um es für FC-Bayern-Fans auf den Punkt zu bringen: Die alten Intel-Chips waren Niko Kovac, das neue Apple-Silicon ist Hansi Flick. Bei Intel dürfte der eine oder andere Verantwortliche in diesen 45 Minuten daran gedacht haben, sich von der Klippe zu stürzen. O-Ton aus der Präsentation: „Der M1 ist so schnell, es ist verrückt.“
Apple will mit der neuen Architektur nicht mehr und nicht weniger, als den Computer neu zu erfinden. Die ARM-Macs sind quasi iPhones und iPads mit Tastatur – und trotzdem leistungsfähig und flexibel genug, um bisherige Mac-Nutzer nicht zu verprellen. Startzeiten und Hochfahren sind abgeschafft, die neuen Rechner sind wie Smartphones oder Tablets nach dem Einschalten sofort startbereit. Die Programme legen ohne Wartezeit los, wie eine App unter iOS und iPad OS. Und das erste MacBook Air mit M1-Chip kommt komplett ohne Ventilator aus und läuft auch unter Höchstlast so stumm wie iPhone und iPad.
Das neue Air ist laut Apple schneller als 98 Prozent der PC-Laptops, die im letzten Jahr verkauft wurden. Es ist sogar flott genug für 4K-Videoschnitt und für aufwändige 3D-Spiele. Und das in einem superdünnen 13,3-Zoll-Gehäuse ohne Lüfter und mit bis zu 18 Stunden Batterielaufzeit – doppelt so viel wie bisher. Auch zum neuen Mac mini und zum neuen MacBook Pro mit 13,3 Zoll gibt es jede Menge solcher spektakulären Zahlen. Erst jetzt wird klar, wie sehr die veraltete Intel-Architektur die Macs in den letzten Jahren ausgebremst hat. Am Dienstagabend hat die Zukunft des Computers begonnen, mit einem „Best of“ aus Smartphone, Tablet und Laptop. Und diese Zukunft wird superspannend. Trotzdem bleibt es sinnvoll, momentan mit einem Kauf noch abzuwarten, um zu sehen, wie gut die Umstellung von Intel auf ARM, die Emulation mit Rosetta 2 und die Updates der Programme tatsächlich funktionieren.
Die Preise für die neuen Macs sind natürlich keine Schnäppchen, zumindest hier bleibt sich Apple treu. Aber es gibt zumindest keine Aufschläge im Vergleich zu den Vorgängern. Und ein Mac mini ab 778,85 Euro, ein MacBook Air ab 1.100,50 Euro und ein MacBook Pro ab 1.412,45 Euro können sich angesichts der drastisch gestiegenen Leistung und Akku-Laufzeiten sehen lassen. Am Ende begeisterte Apple auch Mac-Nostalgiker – mit der Rückkehr des geliebten Chime („Doing!“) beim Hochstarten in macOS Big Sur (kommt am 12. November) und mit dem Comeback des kultigen „Ich bin ein PC“, der jetzt altmodischer denn je aussieht.
Ein MacBook Pro mit 16 Zoll und ein Modell mit mehr als 16 GB Arbeitsspeicher wären sicherlich hübsch gewesen. Aber das wird nachgeholt. Insgesamt hatte Apple gestern seinen besten, spannendsten und innovativsten Abend des gesamten Jahres. So doof 2020 auch ist, in diesem November sammelt es doch noch ein paar Pluspunkte.