Europa nimmt mit dem heutigen Tag in Straßburg eine Vorreiterrolle ein. Der AI Act ist beschlossen.
Die EU hat mit der Abstimmung über den AI Act erstmalig spezifische Regulierungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz festlegt. Nach einer dreijährigen Entwicklungsphase wurde das Gesetz von den EU-Parlamentariern mit großer Mehrheit angenommen: Von den Abgeordneten stimmten 523 dafür, 46 dagegen und 49 enthielten sich.
Dieses Gesetz ordnet KI-Systeme in verschiedene Risikoklassen ein, wobei mit steigendem Risiko auch die Regulierungsanforderungen zunehmen. Entwickler, Unternehmen und Technologieanbieter müssen sich daher auf umfangreiche Bestimmungen einstellen.
AI Act der EU als „Alternative zur Dominanz von Open AI und Google“
Der AI Act zielt darauf ab, in der europäischen Industrie eine Basis für „unsere demokratische und wirtschaftliche Zukunft“ (FDP-Europaabgeordnete Svenja Hahn) zu schaffen und eine Alternative zur dominierenden Stellung von US-Unternehmen wie OpenAI und Google im KI-Sektor zu bieten.
Deutschland und Frankreich spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des AI Act, unter anderem durch ihre Unterstützung für heimische KI-Unternehmen wie Mistral AI und Aleph Alpha.
Mächtige Firmen mit Rendite-Gedanken stecken hinter Aleph Alpha
Licht und Schatten beim weltweit ersten KI-Gesetz…klare Grenzen gibt es nicht. Das Gesetz ist ein Bündel aus Lobbyismus und wirtschaftlichen Machtgeflechten, getrieben von Renditendenken – mit dem etwa Investoren in Aleph Alpha aus Heidelberg, darunter die Lidl-Gruppe, Bosch, SAP aber auch das US-Unternehmen HP Venture-Kapitel an Aleph Alpha verteilt haben. Der AI Act verstärkt die Hoffnung dieser mächtigen Firmen, Rendite mit KI zu machen…
Die Bundesregierung hat in Brüssel wiederholt vor einer übermäßig strengen KI-Regulierung gewarnt, vor allem um die Entwicklung von Aleph Alpha, einem führenden deutschen KI-Unternehmen, nicht zu behindern. Aleph Alpha arbeitet an einem zentralen Modell für KI-basierte Spracherkennungstechnologien, das eine grundlegende Plattform für eine Vielzahl von Geschäftsmodellen und Unternehmen bieten könnte.
„Innovationen nicht ausbremsen“
Vor diesem Hintergrund betonten etliche Parlamentarier, wie die EVP-Fraktion, dass die EU nicht ausschließlich als regulierende Instanz fungieren sollte, die Innovationen bremst. Der KI-Bundesverband sieht die EU-Initiativen grundsätzlich positiv, mahnt jedoch, dass das KI-Gesetz nicht mit unverhältnismäßigen regulatorischen Lasten verbunden sein darf, die zu Wettbewerbsnachteilen und Innovationsverlusten führen könnten.
Der Branchenverband Bitkom betont, dass der AI Act entscheidend dafür sein wird, ob europäische Unternehmen und Start-ups mit den globalen Innovationsführern mithalten können. Eine zu strenge Regulierung, wie sie bei der DSGVO erlebt wurde, sollte vermieden werden.
Die unabhängigen Kontrollorganisationen Lobbycontrol und Algorithimwatch äußern sich kritisch über den Einfluss von Aleph Alpha und Mistral AI auf den AI Act, der ihnen laut ihrer Sichtweise zu viele Freiheiten lässt. Trotz der Kritik kann der AI Act ein wichtiger Schritt zur ethischen Entwicklung und Nutzung von KI sein und könnte die Nutzung von KI in der Werbung langfristig einschränken.
Was bedeutet der AI Act für Euch als Verbraucher?
Für die Verbraucher könnte der AI Act mehr Transparenz bei KI-generierten Inhalten bringen, doch gibt es Bedenken hinsichtlich der Nutzung von KI zur Überwachung im öffentlichen Raum. Social Scoring nach chinesischem Vorbild wird in der EU immerhin nicht zugelassen. Unter Social Scoring versteht man die Einteilung von Menschen in Verhaltenskategorien (z.B. Religion/Hautfarbe/sexuelle Orientierung), in China wird genau das bereits praktiziert.
Fazit
Letztlich ist mit dem AI Act ein erster wichtiger Schritt getan, doch die Arbeit ist damit nicht abgeschlossen. Es bedarf schneller Anpassungen an neue Entwicklungen und Herausforderungen. Die vollständige Implementierung des AI Acts in den EU-Mitgliedsstaaten könnte bis zu zwei Jahre dauern.