Fünf Monate ohne Apple-Präsentation – eine so lange Neuheiten-Pause hatte es lange nicht gegeben.
Entsprechend groß waren die Erwartungen vor dem „Peek Performance“-Event gestern Abend. Und generell bleibt als Fazit: Apple hat die Zeit gut genutzt, vor allem mit dem neuen Mac Studio und dem Studio Display, von denen bis Anfang der Woche kaum jemand etwas geahnt hatte. iPhone SE 3 und iPad Air 5 bieten dagegen wenig spektakulär Neues. Sie überzeugen aber als solide Updates, auf die sicherlich viele Käufer gewartet haben. iTopnews fasst die Apple-Premiere 2022 zusammen.
iPhone SE 3: Alles wie erwartet beim Etwas-Günstiger-iPhone. Apple packt aktuellste Technik mit A15-Prozessor, erstmals 5G und 12-MP-Weitwinkel-Kamera erneut ins antike Gehäuse des iPhone 8 von 2017 mit Home-Knopf und dicken Rändern ums 4,7-Zoll-Display. Oder, wie es Apple ausdrückt, „ein leistungsstarkes neues iPhone im ikonischen Design“. Man könnte lästern: „Innen hui, außen nicht unbedingt.“
Aber viele Nutzer schätzen die seit 2007 vertraute iPhone-Bedienung bis heute. Und im Masken-Zeitalter ist Touch ID oft praktischer als Face ID. Der A15 garantiert, dass Apple das SE 3 die nächsten vier bis fünf Jahre mit aktueller und sicherer iOS-Software versorgt – das ist im Vergleich zu Android ein Riesenargument. Schade, dass Apple den Preis nicht unter 500 Euro halten konnte oder wollte. 519 Euro sind 40 Euro mehr als bisher. Ein Erfolg wird’s garantiert trotzdem.
iPad Air 5: Auch das Obere-Mittelklasse-Tablet wird teurer und legt um 30 Euro auf 679 Euro mit allerdings sehr kargen 64 GB Speicherplatz und ohne Mobilfunk zu. Wer so viel Geld für ein Tablet ausgibt, braucht aber eigentlich eher 256 GB und zahlt dafür dann stolze 849 Euro.
Mit M1-Chip, auf Wunsch 5G, 12-MP-Kameras vorne und hinten sowie Support für den Pencil 2 bietet das neue Air so viel Leistung, dass man sich fragt: Wer braucht da noch ein iPad Pro? Für viele Nutzer dürfte das Standard-iPad (ab 379 Euro) ohnehin reichen. Kreative, die Leistung brauchen, sind mit dem Air 5 jetzt perfekt bedient.
Mac Studio: Der neue große Bruder des Mac mini, also quasi der Mac Maxi, war neben dem Studio Display der Star des Abends. Nach dem M1, dem M1 Pro und dem M1 Max baut Apple hier also auf Wunsch den M1 Ultra ein, der nochmals schneller laufen soll. Womöglich folgen bald auch noch M1 Turbo, M1 Hyper und M1 Mega. Nachdem wir unser 2021er MacBook Pro mit M1 Max bisher nie auch nur im Entferntesten an seine Grenzen gebracht haben, sind die M1-Leistungsdaten mittlerweile eher akademisch. Bis zu 7,5-mal schneller als der bisherige 27-Zoll-iMac und erneut die doppelte Leistung des M1 Max – wer wird das je ausnutzen?
Andererseits wissen Profi-Nutzer damit, dass ihr Mac Studio mit dem laut Apple bisher schnellsten PC-Chip aller Zeiten auf Jahre hinaus genug Leistung bietet. Die Preise sind entsprechend: Start mit 2.299 Euro, und in Maximalausstattung 9.199 Euro! Für den Geldbeutel ist das weniger top, für die Umwelt aber schon: Wenn irgendwann ein neuer Mac her soll, müssen Nutzer nicht auch gleich den Bildschirm entsorgen, wie beim iMac. Die Trennung zwischen Rechner und Display ist ökologisch auf jeden Fall sinnvoll.
Studio Display: Dass Apple seit der Einstellung des Thunderbolt Displays 2016 keinen (einigermaßen) bezahlbaren eigenen Bildschirm im Angebot hatte, war eine empfindliche Lücke im Programm. Sie ist nun geschlossen, mit der deutlich günstigeren Alternative zum preislich entrückten Pro Display XDR (ab 5.499 Euro). Mit 27 Zoll, 5K, A13-Prozessor für Audio und Video, Spatial Audio sowie mit 12-MP-Kamera und sechs Lautsprechern bietet das Studio Display Top-Technik für alle, die lieber vor einem Apple-Display statt vor einem Feld-Wald-und-Wiesen-LG sitzen.
Für Videochats, die uns auch nach Corona erhalten bleiben werden, liefert der neue Bildschirm ein Top-Paket. Mit Preisen ab 1.749 Euro – ohne, dass wie beim iMac ein Rechner eingebaut ist – ist das neue Apple Display aber immer noch empfindlich teuer. Und ein neigungs- und höhenverstellbarer Standfuß sollte in dieser Preisklasse serienmäßig sein, und nicht weitere 460 Euro (!) extra kosten. Oder ist der Ständer aus Weißgold gefertigt?
Generell dreht Cupertino 2022 offenbar deutlich an der Preisschraube, die Apple-Inflation ist keine gute Nachricht für die Kunden.