Erste US-Blogger und YouTuber konnten das neue Apple Studio Display antesten.
Während die Reviews auf YouTube eher gut ausfallen (wie meistens auf YouTube…), sind die Blogger häufig enttäuscht von dem neuen Bildschirm.
Das erste neue externe Display von Apple seit dem Pro Display XDR von 2019 setzt auf ein 27-Zoll-5K-Retina-Display mit A13 Bionic Chip mit einer Helligkeit von bis zu 600 nits, P3-Wide-Farbe, True Tone, Thunderbolt-Anschluss, drei USB-C-Anschlüssen, drei Mikrofone, eine 12-Megapixel-f/2.4-Ultra-Weitwinkel-Kamera mit Center Stage und ein Soundsystem mit sechs Lautsprechern und Unterstützung für Spatial Audio.
Gegen einen Aufpreis von 400 Euro lässt sich das Display um einen winkelverstellbaren Ständer ergänzen bzw. wird ein VESA-Mount-Adapter angeboten.
Gummi-Füße des Displays in der Kritik
Gizmodo schreibt: „Auf der Oberseite befinden sich Belüftungslöcher für die passive Kühlung; die Rückseite wurde während meines Tests warm, erreichte aber nie bedenkliche Temperaturen. Wie beim Mac Studio haben auch beim Studio Display die Gummifüße den Monitor nicht auf meinem Holztisch gehalten. Er rutschte hin und her, wenn ich Kabel an der hinteren E/A-Buchse einsteckte oder abzog.“
Display-Qualität enttäuscht
The Verge moniert das Fehlen von HDR und ProMotion:
„Das eigentliche Problem ist, dass der Preis eine Menge Geld ist, und hier kauft man eine Panel-Technologie, die der Entwicklung erbärmlich hinterherhinkt. Im Vergleich zu anderen Apple-Displays der Mac-, iPhone- und iPad-Produktpalette fällt das Studio Display vor allem durch die Dinge auf, die es nicht hat.
Das Studio Display zeichnet sich auch dadurch aus, dass es ein SDR-Display ist, ohne nennenswerte HDR-Modi. Apples High-End-iPhones, iPads und Mac-Laptops unterstützen alle HDR, aber das Studio Display erreicht maximal 600 nits, und Apple bietet in der Software überhaupt keinen HDR-Modus an. Auch hier kommt wieder die alte Technik der Hintergrundbeleuchtung ins Spiel: Echtes HDR erfordert lokales Dimmen, und das Studio Display verfügt nicht darüber.
Das Studio Display bietet außerdem nur eine Bildwiederholfrequenz von 60 Hz, was sowohl dem Standard als auch den anderen Spitzenprodukten von Apple wie dem iPhone 13 Pro, dem iPad Pro und dem MacBook Pro weit hinterherhinkt.“
Auch Gizmodo bemängelt das echte Schwarztöne fehlen:
„Bedenken Sie, dass es sich um ein Standard-IPS-Panel handelt, so dass Sie nicht die perfekten Schwarzwerte eines OLED-Bildschirms erhalten und auch keine HDR-Unterstützung für einen höheren Kontrast haben. Ich habe das OLED-Display des HP Spectre x360 16 neben dem Studio Display platziert und meine Augen wurden von dem Laptop angezogen. Die Schwarztöne auf dem Monitor sahen im Vergleich dazu dunkelgrau aus, und die Farben hatten nicht die gleiche Sättigung wie die des Spectre. Ich würde das Studio Display auch nicht als Gaming-Monitor verwenden, wenn man die mickrige Bildwiederholrate von 60 Hz bedenkt. Das ist Standard für einen Bildschirm mit dieser Auflösung, aber ein Teil von mir hat gehofft, dass Apple einen Weg finden würde, ProMotion hinzuzufügen.“
The Verge lobt aber nach seinen ersten Tests die Mikros und die Speaker:
„Fangen wir mit den guten Dingen an: Mikrofon und Lautsprecher klingen großartig. Wirklich, wirklich großartig. Sie können das Array aus drei Mikrofonen im Control Center so einstellen, dass die Sprachisolierung aktiviert ist oder nicht, und Sie klingen bei Anrufen genauso gut oder besser als bei allen Konferenzmikrofonen, die ich je gehört habe.
Die Lautsprecher sind laut und tief, und obwohl ich nicht ganz davon überzeugt bin, dass räumliches Audio in der Musik etwas anderes als ein Gimmick ist, und noch weniger davon überzeugt bin, dass so etwas wie „räumliches“ Audio von einem Stereolautsprechersystem erzeugt werden kann, das sich vor einem befindet, gibt sich Apple hier wirklich Mühe – wenn man einen Atmos-Clip abspielt, hört man ein dramatisches Rauschen, das immer Spaß macht. Das sind die besten integrierten Lautsprecher, die ich je gehört habe.“
TechCrunch hat Zweifel an den Mikros:
„Wenn ich sage, dass das Mikrofon-Setup zwar als „Studioqualität“ vermarktet wird, aber für Benutzer, die „mehr als nur Webkonferenzen planen, würde ich empfehlen, ein externes Mikrofon an einen der oben genannten Anschlüsse anzuschließen.“
Kamera groß in der Kritik
Die integrierte 12-Megapixel-Kamera kommt auch nicht übermäßig gut an.
The Verge knallhart:
„Die Haupt-Webcam-Funktion des Studio Displays funktioniert so schlecht, dass sie praktisch unbrauchbar ist. Apple hat eine lange Tradition in der Produktion von erstaunlichen Bildern mit 12-Megapixel-Sensoren und Chips der A-Serie, und aus irgendeinem Grund sieht dieses Ding einfach schrecklich aus.
Tatsächlich sieht es bei gutem Licht furchtbar aus und bei schwachem Licht geradezu miserabel. Es erzeugt ein körniges, verrauschtes Bild mit praktisch keinem Detail. Ich habe es in FaceTime, in Zoom, in Photo Booth, in QuickTime ausprobiert – die Bildqualität ist immer gleich schlecht. Das Deaktivieren der Funktion „Center Stage“, die Sie durch den Raum verfolgt, hilft nicht. Das Ein- und Ausschalten des Porträtmodus hilft auch nicht.
Die Kameras des neuen MacBook Pro und des M1 iMac sind dem, was wir hier sehen, weit überlegen, und eine iPhone-Frontkamera ist sogar noch besser. Ich bin zuversichtlich, dass Apple in Zukunft per Software nachbessern wird, aber ich würde keine 1.599 Dollar für dieses Display ausgeben, bis das tatsächlich passiert.“
TechCrunch sieht es genauso wie The Verge:
„Das Bild ist ein überraschender Rückschritt gegenüber den letzten M1 Macs. Der Weißabgleich ist falsch – und es gibt mehr Bildrauschen. Mein erster Instinkt war, zu versuchen, eine Schutzfolie abzuziehen, die ich vielleicht aus Versehen darauf gelassen habe, aber ohne Erfolg. So ist das Bild nun einmal – eine ziemlich große Enttäuschung für einen Monitor, der bei 1.599 Dollar beginnt.“
Interessant: Apple teilte The Verge auf Nachfrage mit, dass die Kamera mit einem Software-Update verbessert wird, aber was man genau verbessert will, verriet Apple dem Portal nicht…
Ständer-Preispolitik missfällt Vorabtester
Gizmodo macht sich auch kritische Gedanken über den Display-Ständer:
„Das Studio Display lässt sich unerklärlicherweise nicht in der Höhe verstellen. Dafür muss man 400 Dollar extra für einen völlig anderen Ständer bezahlen. Vielleicht denkt Apple, dass manche Leute das nicht brauchen; auf jeden Fall sollte ein höhenverstellbarer Ständer zum Grundpreis dazugehören. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ständeroptionen nicht austauschbar sind, d. h. was man kauft, ist das, was man bekommt.
Mit dem Standardständer können Sie den Bildschirm von -5 Grad bis 25 Grad neigen, was für einen optimalen Blickwinkel effektiver ist, als ich erwartet hatte. Wenn Sie, wie ich, Ihre Beine ausstrecken und während des Arbeitstages immer wieder aufstehen müssen, sollten Sie sich darauf einstellen, mehr Geld auszugeben oder eine VESA-Halterung zu wählen.“