Ja da schau her – Apple kann doch noch überraschen!
Beim virtuellen „Spring Loaded“-Event fiel das kalifornische Frühlingserwachen gestern doch etwas umfangreicher aus als erwartet. Das überarbeitete iPad Pro und die beinahe schon seit Steve Jobs versprochenen AirTags kamen zwar nicht überraschend. Aber dass Apple auch die ersten farbigen iMacs seit 2002 mit coolen neuen Tastaturen sowie ein aufgemöbeltes Apple TV 4K aus dem Hut zieht, hatten nicht alle erwartet. Vielleicht funktioniert die Geheimhaltung in der China-Lieferkette endlich doch wieder besser. Hier kommt das iTopnews-Fazit zum ersten Apple-Event 2021.
Der Start: Tim Cook lustwandelte eine Stunde lang im luftigen T-Shirt über das Gelände des Apple Park in Cupertino – passend zum Frühlings-Motto des Events. Seine ersten Neuheiten fielen überschaubar dramatisch aus. Das iPhone 12 und das 12 mini (aber nicht die Pro-Modelle!) gibt es künftig auch in hübschem Violett. Motto: Purple rein! O-Ton Apple, natürlich: „Absolutely beautiful.“ Für alle iPhones 12 kommen Hüllen in beautifulen neuen Farben mit beautifulen neuen Namen wie „Pistachio“ oder „Cantaloupe“. Die Kreditkarte Apple Card (wir hatten versehentlich „Apple Car“ verstanden, herrje!) bekommt eine Familien-Option. Und wer seine liebsten Podcast-Macher mit Geld belohnen will, kann das künftig tun, mit einem neuen Podcast-Abo. Die Preise legen die Produzenten selbst fest. Vielleicht eine gute Idee, um die Podcast-Szene wirtschaftlich tragfähiger zu machen.
AirTags: Die Bluetooth-Such-Chips sind nach langem Warten tatsächlich da. Apple verspricht viel Komfort beim Finden von iPhones oder von Geldbörsen, die sich in der Sofaritze verschlupft haben – und besseren Datenschutz als die Konkurrenz. Das Design ist recht hübsch, Apple will die AirTags unter anderem mit Leder-Schlüsselanhängern von Hermès als Lifestyle-Accessoire verkaufen. Die Preise – 35 Euro für einen AirTag und 119 Euro für vier AirTags – sind etwa doppelt so hoch wie beim Vorbild Tile. Wie groß der Nutzen in der Praxis dann tatsächlich ist, muss die Zeit zeigen. Wir sind vorsichtig skeptisch.
Apple TV: Ein möglicherweise komplett neues Design, mit Lautsprechern als Mix aus Apple TV und HomePod, muss wohl mindestens noch bis 2022 warten. Bis dahin stopft Apple die Lücke mit einem Update des Apple TV 4K (ab 199 Euro), das dank A12-Bionic-Chip HDR mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde anzeigen kann. Beinahe wichtiger dürfte das Update der „Siri Remote“ sein, die mit verbesserten Bedienelementen endlich von der Fernbedienung zur Gernbedienung werden soll. Gute Idee: Mit Hilfe des iPhone lässt sich das Bild des Apple TV künftig exakt einstellen.
iMac: Da waren viele Beobachter baff! Der bunte M1-iMac in sieben Farben, von dem im Vorfeld allenfalls gemunkelt worden war, kam tatsächlich. Das Design mit den kräftigeren Farben an der Rückseite sieht cool aus. Allerdings sind die Ränder um den Bildschirm und das dicke Kinn unter dem Display nach wie vor nicht verschwunden. Und es bleibt (vorerst) bei der neuen Größe von 24 Zoll. Von den zuvor herbeispekulierten 32 Zoll war nichts zu sehen. Leistung und Tempo sollen, wie vom M1 gewohnt, fabelhaft sein. Mit nur mehr zwei Lüftern verspricht Apple im Normalbetrieb kaum hörbare 10 Dezibel Lautstärke. Während wir das gesehen haben, hat unser Intel-MacBook Pro von 2019 lautstark vor sich hingeblasen, und wir waren ein bisserl neidisch. Mit Preisen ab 1.449 Euro (aber nur in Grün, Rosé, Blau und Silber mit 7-Core GPU) bleibt der erste komplett für M1 neu designte Mac trotz Größenwachstum vom 21,5 auf 24 Zoll einigermaßen bezahlbar. Die feschesten Farben Gelb, Orange und Violett sind teurer. Sie gibt es ab 1.669 Euro nur mit 8-Core GPU. Spannend sind die neuen Tastaturen (erstmals mit Touch ID), Trackpads und Netzteile (mit Ethernet, sehr praktisch!).
iPad Pro: Apples neues Turbo-Tablet kam wie erwartet, musste das Rampenlicht aber dem neuen iMac überlassen. Der Chip heißt jetzt wie im Mac M1. Apple verspricht sagenhafte Performance – zum Beispiel eine um 50 Prozent schnellere CPU als im Vorgänger. Insgesamt soll das neue Pro-Tablet 75mal schneller laufen als das erste iPad von 2010. Das besonders lichtstarke und kontrastreiche neue Mini-LED-Display bekommt aber nur die 12,9-Zoll-Variante (ab 1.199 Euro). Das 11-Zoll-Modell (ab 879 Euro) bleibt bei Standard-LCD. Erstmals mit 5G, mit Thunderbolt-Anschluss, mit bis zu 2 TB Speicherplatz und maximal 16 GB RAM bleibt das iPad Pro ein feuchter Traum für Grafiker, Filmregisseure und Musiker – die sich aber nach wie vor über die Limits von iPad OS ärgern dürften. Das neue iPad Pro bietet grandiose Hochleistungs-Hardware, mit der kein Konkurrent auch nur annähernd mithalten kann. „Normale“ Tablet-Nutzer (wie wir und wahrscheinlich auch Ihr) sind mit dem iPad Air (ab 649 Euro) aber weiterhin bestens bedient.