Keine App sorgt derzeit für so viel Aufregung wie Clubhouse.
In Clubhouse, einer Art Sprach-Chat, hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow verraten, dass er bei Corona-Konferenzen „Candy Crush“ zockt. Und Promis von Thomas Gottschalk bis Digitalministerin Dorothee Bär haben das Programm längst für sich entdeckt. Das reicht vielen Portalen bereits, auf den Trend aufzuspringen und Clubhouse – ohne das Projekt zu hinterfragen – hochzujubeln…
Wir haben zu Clubhouse in den letzten Tagen und Wochen zahlreiche Mails mit Fragen erhalten. Daher nutzen wir den auf der News-Seite ruhigen Sonntagabend und beantworten jetzt die zehn wichtigsten Fragen zum modernen „Jetzt red i“.
1. Was ist Clubhouse?
Nutzer der sogenannten Social-Audio-App können sich darin austauschen wie auf Twitter oder Facebook. Aber sie schreiben nicht, sondern reden live miteinander, wie in einer riesigen Telefonkonferenz. Es gibt Räume zu allen nur denkbaren Themen. Wer nicht nur zuhören, sondern mitreden will, hebt virtuell die Hand. Ein Moderator erteilt ihm dann (hoffentlich) das Wort.
2. Was ist das Spannende daran?
Das ungezwungene Plaudern ohne Kamera funktioniert so locker wie auf einer Party oder in der Büroküche. Das passt prima in die Corona-Zeit, in der viele Menschen solche Gespräche vermissen. Clubhouse ist eine Art Podcast, bei dem man mitreden kann. Und wo sonst unterhalten sich „Normalos“ live mit Promis oder Politikern?
3. Wer steckt hinter Clubhouse?
Gründer sind die US-Internet-Experten Paul Davison und Rohan Seth mit ihrer Firma Alpha Exploration. Sie waren zuvor unter anderem bei Google tätig. Zwischen Dezember 2020 und Januar 2021 hat Alpha Exploration seinen geschätzten Firmenwert auf eine Milliarde Dollar verzehnfacht.
4. Wer nutzt Clubhouse?
In den USA haben Promis von Oprah Winfrey bis Ashton Kutcher für einen riesigen Clubhouse-Hype gesorgt. In Deutschland ratscht mittlerweile halb Polit-Berlin mit, von Kevin Kühnert bis Christian Lindner. Und Thomas Gottschalk ist so begeistert, dass er auf Clubhouse verkündete: „Beim Fernsehen habe ich viel Kohle bekommen, beim Radio weniger – und hier bei Clubhouse quatsche ich gratis.“
5. Wie kann ich mitreden?
Wer Clubhouse nutzen will, braucht ein iPhone. Denn eine Android-Version der App ist erst in Entwicklung. Außerdem funktioniert der Zugang bisher nur per Einladung. Das soll die Neugier steigern. Wer noch keine Einladung hat, kann die App aber zumindest laden und sich schon mal registrieren.
6. Wie komme ich an eine Einladung?
Interessenten müssen die Augen offenhalten. In anderen sozialen Medien werden häufig Einladungs-Codes angeboten. Oder es erbarmt sich ein Bekannter, der schon bei Clubhouse ist. Denn jeder neue Nutzer darf weitere Einladungen vergeben.
7. Was kostet Clubhouse?
Die Nutzung ist derzeit gratis – auch wenn im Kleingedruckten schon eine mögliche Gebühr angedeutet wird. Zahlen muss nur, wer sich bei Ebay eine Einladung kauft. Die werden dort für 50 Euro und mehr gehandelt – bis hin zu absurden 500 Euro für einen Sofortkauf.
8. Wie schaut es mit dem Datenschutz aus?
Schlecht! Clubhouse greift dreist auf die Kontakte aus dem Adressbuch der Nutzer zu. Und die Gespräche werden aufgezeichnet – angeblich, um Verstöße verfolgen zu können. Datenschutz hat bei der Entwicklung offenbar gar keine Rolle gespielt.
9. Darf ich weitererzählen, was ich auf Clubhouse höre?
Offiziell verbieten das die Nutzungsbedingungen. Aber dass kein Zuhörer ausplaudert, wenn Ministerpräsident Ramelow die Kanzlerin als „Merkelchen“ schmäht, ist völlig an der Realität vorbei.
10. Wie sehen die Zukunftschancen aus?
Abwarten. Clubhouse muss zeigen, dass es auch nach Corona noch gefragt ist. Es wäre die erste neue Social-Media-App seit vielen Jahren, die sich auch langfristig etabliert…