Gleich zu Beginn der neue HomePod mini – und erst dann die vier Varianten des iPhone 12 als „Four more things“.
Wenigstens mit der Reihenfolge seines vorab aufgezeichneten „Hi, Speed“-Events hat uns Apple gestern Abend überrascht. Ansonsten sind die Vorhersagen von Leakern wie Jon Prosser praktisch zu 100 Prozent eingetroffen. Damit Produktvorstellungen wieder spannend werden, sollte Apple seine Lecks dringend stopfen. So undicht war bisher höchstens die Titanic. Was Tim Cook und seine Kollegen gestern präsentierten, war durchaus erstklassig. Wenn aber kaum mehr echte Neuigkeiten zu verkünden sind, leidet die Show gewaltig. Wie wär’s mit einem gut bezahlten Apple-Job für Mr. Prosser, um den Gerüchte-Sumpf trockenzulegen? iTopnews zieht die „Hi, Speed“-Bilanz.
HomePod mini
Mit nur 96,50 Euro verlangt Apple für sein Lautsprecherchen exakt den gleichen Preis wie Ikea für seinen Sonos-Klon Symfonisk. Im Schweden-Speaker steckt allerdings die Technik des knapp 200 Euro teuren Sonos One. Ob der HomePod mini einen ähnlich guten Sound liefert, müssen Tests erst noch zeigen. Siri soll (wieder einmal) schlauer werden und neue Smarthome-Funktionen bieten. Wir bleiben skeptisch und fürchten, dass Deutschlands Einbrecher nur darauf warten, dass ihnen die semikluge Apple-Assistentin die Wohnungstür öffnet. Der Preis der neuen Apple-Kugel ist top. Beim Rest sind wir angesichts der mittelguten Erfahrungen mit dem großen HomePod erst einmal vorsichtig. Ein Smart Speaker, der nur in der Apple-Welt funktioniert, bleibt ein Nischenprodukt.
iPhone 12
Jon Prosser sollte die Lottozahlen vom nächsten Samstag vorhersagen – denn alle Prophezeiungen trafen exakt ein. Die vier neuen iPhones kommen tatsächlich im kantigeren Gehäuse der Design-Ikone iPhone 4. Das sieht klasse aus, unserer Meinung nach viel besser als bei den rundgelutschten iPhones der letzten Jahre. Aber hoffentlich gibt’s nicht wieder ein „Antennengate“! Mit kleinerem und leichterem Gehäuse, mit viermal so robustem Keramikglas, mit schärferem OLED-Display und mit der neuen magnetischen MagSafe-Ladefunktion macht Apple vieles richtig. Über 5G können Android-Nutzer natürlich nur müde lächeln – aber wenigstens zieht Apple endlich nach und kommt in der Smartphone-Gegenwart an. Ein kleineres iPhone 12 mini mit 5,4 Zoll haben sich viele Nutzer gewünscht. Allerdings hätten auch die Preise kleiner sein dürfen. Mit 778,85 Euro kostet das mini mit 64 GB genauso viel wie zuvor das iPhone 11. Das Standard-iPhone 12 legt auf 876,30 Euro zu, 100 Euro mehr als beim Vorgänger. Diese Preise sind leider unerwartet maxi. Wer sparen will, greift künftig zum iPhone 11, das ab 661,85 Euro im Angebot bleibt – oder gleich zum SE ab 466,90 Euro.
iPhone 12 Pro
Auch hier alles wie erwartet. Die Rückkamera mit weiterhin drei Linsen bietet jetzt einen optischen Vierfach-Zoom (beim Pro Max sogar 5x) und filmt in Dolby Vision. Dazu kommt der neue LiDAR-Scanner für noch bessere Portraits bei schlechtem Licht, für schnelleren Autofokus und für Augmented Reality. Der Sprung dürfte aber nicht ausreichen, um den zuletzt eklatanten Vorsprung der China-Konkurrenz von Huawei und Xiaomi bei den Kameras aufzuholen. Trotz 5G, trotz der Verdopplung des Speichers in der Basis-Ausstattung auf 128 GB und trotz größerer Displays mit 6,1 und 6,7 Zoll bleiben hier die Preise konstant oder werden sogar günstiger. Das 12 Pro mit 128 GB kostet wie der 64-GB-Vorgänger 1.120 Euro. Mit 256 oder 512 GB sind es um die 50 Euro weniger als bisher. Beim 12 Pro Max (weiterhin ab 1.217,50 Euro) läuft es genauso.
Fazit
Tim Cook war von sich und von seiner Firma wie gewohnt hingerissen: „Wow! Was für ein aufregender Tag, auf den wir alle gewartet haben!“ Nun, ganz so aufregend war das Event nicht, denn die wichtigsten Neuigkeiten kannten wir ja schon. Aber die vier Modelle des iPhone 12 sind sicherlich der größte Sprung seit dem iPhone X von 2017. Vor allem dank 5G und neuem/altem Design lohnt sich ein Upgrade für viele Nutzer. Schade allerdings, dass sich Apple nicht dazu durchringen konnte, das iPhone 12 mini zu einem attraktiveren Mini-Preis um die 700 Euro anzubieten.