In den USA ist eine pikante Journalismus-Affäre rund um die App Zoom entstanden.
Mit dieser arbeitet aktuell die Redaktion der Zeitung „The Independent“. Kürzlich wurde ein Krisenanruf abgehalten, in dem auf Einschränkungen während der Pandemie eingegangen wurde, unter anderem auch auf Lohnkürzungen der Mitarbeiter.
Unerlaubt mitgehört
In diesen Anruf loggte sich auch ein Reporter der Financial Times ein, Mark Di Stefano – erst für wenige Sekunden mit seinem Klarnamen, in einem zweiten Anlauf anonym. Di Stefano arbeitete bis 2019 bei BuzzFeed und seit Anfang Januar bei der FT. Er hörte die Informationen über Lohnkürzungen und veröffentlichte sie auf Twitter, während das Telefonat des Independent noch lief.
Die Financial Times hat Di Stefano nun suspendiert, nachdem der Independent erkannte, wie er an die Informationen kam. Laut der Zeitung hat Di Stefano ähnliches schon Anfang April bei sensiblen Anrufen der Zeitung Evening Standard zur Informationsbeschaffung getan.
Christian Broughton, Redakteur des Independent, kommentiert die Entdeckung wie folgt:
Wir respektieren die Meinungsfreiheit und verstehen die Herausforderungen beim Sammeln von Nachrichten. The Independent betrachtet die Anwesenheit eines externen Journalisten bei einer Mitarbeiterbesprechung jedoch als völlig unangemessen und als ungerechtfertigten Eingriff in die Privatsphäre unserer Mitarbeiter. Unser Sprecher hatte eine vollständige Erklärung für die Presse vorbereitet – alle interessierten Reporter mussten nur anrufen und fragen.
Die Financial Times und auch Di Stefano standen für Kommentare zur Affäre bislang nicht zur Verfügung.